Studieninhalt
Gegenstand des Studiums (sowohl im Bachelorstudiengang Sonderpädagogik als auch im Masterstudiengang Lehramt für Sonderpädagogik) ist Kunst als Bildungs- und Gestaltungsprozess, der sich in die Module Künstlerische Praxis, Wahrnehmungsorientierte Kunstwissenschaft und Ästhetische Didaktik auffächert. Eine Besonderheit des Faches und Grundlage des Studienaufbaus bildet die enge Verzahnung ästhetisch-künstlerischer Praxis mit wissenschaftlicher Reflexion (siehe Schaubild 1).
Theorie-Praxis-Verknüpfung im kumulativen Studienaufbau
Ausgehend von eigenen ästhetischen Erfahrungen der Studierenden stehen intensive Wahrnehmungsschulung und experimentelles Arbeiten im Mittelpunkt der Ausbildung und erhalten doppelte Gewichtung. Die individuell betreute gestalterische Praxis wird kontinuierlich mit der Reflexion der stattgefundenen Lernprozesse verbunden und mit dem aktuellen Stand der Lernforschung, Entwicklungsförderung sowie kultur- und medienwissenschaftlichen Fragestellungen verknüpft, um zu einem bewussten, theoretisch fundierten ästhetischen Handeln und bildnerisch-anschaulichen Denken zu befähigen. Die Studierenden gewinnen damit tiefgehende Einblicke in den Zusammenhang von Ästhetik und Bildung und erwerben grundlegende, über das Fach hinaus gefragte Schlüsselkompetenzen wie Wahrnehmungs-, Bild- und Medienkompetenz sowie kreative Eigeninitiative. Diese im Fach Kunst vermittelten Einsichten und Fähigkeiten werden gleichzeitig in einem Transfer auf Kontexte und Gestaltungen von Lehr-/Lernsituationen und -prozessen fruchtbar gemacht. Aufgrund der Besonderheit der Theorie-Praxis Verknüpfung erscheinen die Module
- Ästhetische Didaktik in Theorie und Praxis
- Ästhetisch-künstlerische Praxis in verschiedenen Werkstätten
- Kunstwissenschaft/Künstlerisch-wissenschaftliche Methoden
als parallel angebotene Wahlpflichtveranstaltungen. Zu den Lehrveranstaltungen gehören fachspezifische Übungen (als betreutes ästhetisches, ästhetisch-künstlerisches sowie künstlerisch-wissenschaftliches Arbeiten). Die Lehre findet auch in Form von Projektseminaren oder Exkursionen statt.
Studienverlauf & Lern-Modell
Der nicht hierarchisch aufbauenden Struktur des Studiums entsprechend existiert im Fach Kunst kein Studienverlaufsplan mit einer semesterweisen Zuordnung der Module, vielmehr werden diese durchgängig kumulativ studiert: Die Studierenden erwerben ihr reflektiertes und wissenschaftlich verortetes Praxiswissen im Durchlaufen von Projekten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Diese Art von Projektarbeit ermöglicht auch interdisziplinäre Kooperationen mit den Fächern Rhythmik/Musik, Bewegung/Sport oder Bühne/Darstellendes Spiel. Nach dem Bachelorabschluss wird das Fach Kunst als Langfach im Masterstudiengang Lehramt für Sonderpädagogik weiterführend studiert. Das Masterstudium behandelt die gleichen Fachinhalte wie das Bachelorstudium, jedoch auf einer vertieften Reflexionsebene und folgt damit dem Modell eines offenen spiralförmigen Lernens. Die kleinen Lerngruppen gewährleisten durch Binnendifferenzierung in Form individueller Betreuung in allen Lehrveranstaltungen den gezielten Anschluss an die jeweiligen im Bachelorstudium erworbenen Entwicklungsstadien der Studierenden und ermöglichen deren gezielte Weiterentwicklung.
Zum Selbstverständnis der Lehre
Zum Selbstverständnis der Lehre im Fach “Bildende Kunst / Visuelle Medien und ihre Didaktik” finden Sie hier Stichworte zu bildungstheoretischen Überlegungen sowie zum besonderen Aspekt einer Wechselwirkung von Theorie und Praxis:
Verdichtung als Verflechtung von Wissen und Handlungskompetenzen im weiterführenden Studium
Das im Bachelor erworbene Wissen, Verstehen und Können bildet die Grundlage für die fokussierte und vertiefte Entwicklung und Anwendung eigenständiger Ideen und Fragestellungen im Masterstudium. Der Kompetenzzuwachs (siehe Kompetenzziele der jeweiligen Module) macht sich insbesondere in dieser erhöhten Eigenständigkeit der Studierenden bemerkbar und resultiert vor allem aus der intensiv betreuten Projektarbeit mit gemeinsamer Reflexion in kleinen Gruppen. So erklärt sich auch die Studienstruktur des Faches mit zwar gleichen, aber nicht identischen Modulen, in denen die Studierenden je anderers – da auf unterschiedlichem Niveau – lernen. Die kumulative Struktur des Studienverlaufs bietet dementsprechend alle Voraussetzungen, die unterschiedlichen Lernniveaus der Studierenden im Bachelor-und im Masterstudiengang nicht nur zu berücksichtigen, sondern sie gezielt fruchtbar zu machen. Denn das Fach Kunst ist generell mit sehr unterschiedlichen Dimensionen des Könnens und Wissens konfrontiert, da beim ästhetischen Lernen die eigenen Erfahrungen eine tragende Rolle spielen. Diesen psychosozialen Hintergrund praktisch-bildnerisch und theoretisch-reflexiv zu thematisieren, gelingt in heterogenen Kleingruppen besonders eindringlich und nimmt konkreten Bezug auf einen zugleich differenzierenden und ganzheitlichen Umgang mit Individuen/Außenseitern in der sonderpädagogischen Arbeit. Das eigene Durchstehen solcher Lehr-/Lernsituationen schult in einem Transfer auf pädagogische Kontexte die Fähigkeiten, unterschwellige Prozesse und nonverbale Ebenen von Lehr-/Lernprozessen wahrzunehmen und kreativ zu gestalten. So fördert das Fach Kunst sehr lebensnah die Betreuung individueller Lernsituationen und vermittelt den Studierenden ein Verständnis für differenzierte Formen der Kommunikation und für die besonderen Potenziale bildnerisch-anschaulichen Denkens und Handelns – sei es als unmittelbarer Ausdruck, medialer Schutzraum oder im Umgang mit den Phänomenen des Unbestimmten und des „Scheiterns“. Das Masterstudium erfolgt als ein zweijähriges Projektstudium, wobei die wissenschaftlich verortete ästhetisch-künstlerische Praxis wieder den Dreh- und Angelpunkt bildet. Im reflektierenden Durchlaufen ästhetischer Prozesse vertiefen die Studierenden ihre gestalterischen und theoretischen Kompetenzen (siehe Schaubild 2).
Aufbauend auf ihren individuellen Erfahrungen und Entwicklungsfortschritten erarbeiten sie Projekte in einer neuen Qualität: Sie sind zu einer Intensivierung und Verdichtung der jeweiligen Prozesse und fachlichen Verknüpfungen fähig und führen sie in komplexe theoretische und gestalterische Auseinandersetzungen, die gleichzeitig jenen Studierenden, die das Fach im Bachelor studieren, Anregungen vermitteln. Die Arbeit in Kleingruppen gewährleistet solche individualisierten Lehr-/Lernprozesse bis hin zum Transfer in berufliche Kontexte. Die Berufsfelder können durch die künstlerischen Verfahren und Strategien aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, ins Verhältnis zu wissenschaftlichen Methoden gesetzt sowie didaktisch auf ihre jeweiligen Spezifika zugeschnitten werden. Eine besondere Förderung erfährt die gewählte berufliche Orientierung durch Ausrichtung auf eine Institution/Organisation (Schule, vorschulische u. a. Betreuungseinrichtungen), die gezielt auf das Studium abgestimmt wird. Entsprechend beinhaltet das Masterstudium im 3. und 4. Semester ein Jahresprojekt in Hinblick auf die zukünftige Berufspraxis. Begleitende Kolloquien mit didaktischer und fachwissenschaftlicher Betreuung bieten ästhetisch-wissenschaftliche Diskussionsforen und beratende Hilfestellungen zu den von den Studierenden entwickelten Projekten.